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Die epische Jacke, Teil 2: Revers pikieren, ja oder nein?

Als ich vor ewig langer Zeit in den USA gelebt habe, war es dort gerade Mode, alles, was großartig und awesome war, als "epic" zu bezeichnen. Das hat mich total genervt, denn erstens mag ich keine Parasitenwörter, die überall auftauchen, so dass man es einfach nicht mehr hören kann. Zum anderen bedeutet "epic" ja eigentlich "ermüdend langatmig", also nix Positives. Es wurde anscheinend angenommen, dass ein Epos immer was Grandioses ist… :-)

Ich bin eigentlich gar nicht so ein Sprach-Purist, aber das fand ich irgendwie schräg.

 

Naja, ich kann jedoch mit Fug und Recht sagen, dass ich mich auf der Zielgeraden mit meiner im wahrsten Sinne des Wortes epischen Jacke befinde. Moment, das bringt Unglück. Also: dass ich deutliche Fortschritte bei meiner epischen Jacke gemacht habe. Bei dieser Jacke ging eh alles schief, und einiges habe ich in völlig falscher Reihenfolge gemacht, weil vergessen, oder weil manches nochmal korrigiert werden musste, oder oder oder. Auch nachzulesen hier. Der Stoff ist auch nicht ganz einfach: Weich und locker gewebt, und gleichzeitig durchaus schwerer, so dass mich das Verziehen, Verschieben und Durchhängen der Teile trotz Bügeleinlage in den Wahnsinn zu treiben wollte. Ich hatte ja durchaus schon Jacken genäht, aber da war der Stoff entweder leicht und flexibel, so dass die Bügeleinlage Halt gab, oder schwer, aber fest, so dass der Stoff selber schon Stand hatte.

 

Naja, jedenfalls war ich mit dem Revers nicht so recht zufrieden, und da ich sowieso schon immer mal Pikieren lernen wollte, beschloss ich, den Kragen und das Revers nachträglich zu pikieren.

 

Achtung: Ich weiß, dass man das eigentlich vor dem Zusammennähen macht. Dass ich es erst hinterher gemacht hat, hat den Vorteil, dass ich euch Bilder der zur Hälfte pikierten Jacke zeigen kann. Pikiertes und unpikiertes Revers im direkten Vergleich.

 

Also, lohnt sich Pikieren? Ich finde, auf jeden Fall!

Hier seht ihr die Jacke, das Revers links im Bild (also getragen dann rechts) ist pikiert, und zwar zum allerersten Mal *stolz* 

Rechts im Bild hängt das Revers durch, und fällt auch irgendwie platt. Man kann es schon zurechtlegen, dann sieht es ganz ok aus, aber wenn man die Jacke ein wenig hin- und herschiebt, dann zieht das unpikierte Revers durch das Eigengewicht nach unten. Ich weiß nicht, ob Ihr das auf dem Foto erkennen könnt, aber das Revers fällt oben, wo es am breitesten ist, etwas in sich zusammen. Links hat es mehr "Sprungkraft", wenn man so will.

 

Am Körper getragen sieht man es übrigens nicht ganz so deutlich, da das Revers dann ja nicht hängt, sondern liegt. Aber dennoch musste ich immer etwas am Revers "herumzuppeln".

...und hier jetzt im Vergleich beide Seiten pikiert. Das Revers fällt weniger in sich zusammen, und hängt weniger durch. Das sieht man daran, dass der Schlitz zwischen Kragen und Revers (wie heißt das eigentlich?) nicht mehr so groß ist wie vorher. Ich muss auch noch das spitze Ende des Einschnitts von Hand schließen, davon erhoffe ich mir noch eine deutlich Verbesserung. 

 

Und auch unten rollt sich das Revers tatsächlich besser. Bei Wikipedia heißt es, "Eine gut ausgeführte Pikierung lässt das Revers elegant auf den Schließknopf ausrollen", soweit bin ich glaube ich noch nicht, aber ich finde, man sieht eine deutliche Verbesserung zu vorher.

Na gut, da ist noch einiges an Luft nach oben, aber ich freue mich trotzdem, dass so langsam eine tragbare Jacke herauskommt, keine Katastrophe mehr :-)

 

 

Schulterpolster sind übrigens noch keine drin. Die Jacke ist auch absichtlich nicht gebügelt, zum einen, da ich sie eh schon genug malträtiert habe, und ich ein Verfilzen durch zu viel Bügeln vermeiden wollte. Außerdem wollte ich Euch ja nur den Effekt des Pikierens zeigen, Schummeln mit dem Bügeleisen gilt nicht.

 

Ich werde künftig jedenfalls immer pikieren, es hat sogar Spaß gemacht. Außerdem weiß ich jetzt, wie es richtig geht (habs bei dieser Jacke, wie kann es auch anders sein, nicht ganz richtig gemacht), so dass ich das nochmal üben will. Probiert es doch mal aus!

 

Viele Grüße,

 

Eure Anne Sophie

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