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Dehnbarkeit von Stoffen bestimmen und bei der Schnittmuster-Konstruktion berücksichtigen

Neulich habe ich mich mal wieder mit meinem Stapel "Altlasten" beschäftigt, das sind Näh-Projekte, die aus verschiedenen Gründen auf ihre Vollendung warten. Meistens gefiel mir irgendetwas nicht, ich war aber unschlüssig, was zu tun sei. Ich bin mittlerweile aber deutlich entscheidungsfreudiger geworden, also zack zack, hop, top, oder ändern. Dabei fiel mir ein Pulloverkleid in die Hände, welches ich aus Interlock-Jersey als Loungewear genäht hatte. Sehr sorgfältig, an sich ganz schön, aber als Kleid gefiel es mir so gar nicht, also ab damit und ein Pulli draus gemacht. Der Pulli, so dachte ich, eignet sich doch hervorragen zum Sporteln, und da ich noch etwas Jersey übrig hatte, wollte ich eine Hose dazu nähen. Das wird dann zwar sicher den einen oder anderen an sie hier erinnern, aber da gibt es wohl  Schlimmeres, oder? Ich jedenfalls bekomme davon IMMER gute Laune :-) Es gibt sogar eine Mütze dazu, die ich bereits zu Beginn aus den Resten genäht hatte und die sich unerwartet zu meiner Liebling-Sportmütze etabliert hat, von daher...

Sorry übrigens das ich Euch Tragebilder schuldig bleibe, aber momentan ist mein Hoffotograf aka mein Mann schwer zu buchen, da oft beruflich unterwegs, und für Selfies fehlt uns in dieser Wohnung einfach eine weiße Wand...

Mir schwebt allerdings eine "Multi-Session" vor, wo ich dann mal alle Teile in einer Galerie zeige, die bisher zu kurz gekommen sind, das wär doch was.

 

Wie dem auch sei, ich habe also eine Jogging-Hose konstruiert, ein ganz einfaches Modell ohne Seitennaht, damit das Muster schön zur Geltung kommt. 

Tja, was soll ich sagen, der erste Versuch war im Schrittbereich viiiiel zu weit. Es sah wirklich schlimm aus. Ich musste an der vorderen und hinteren Schrittnaht wirklich viel herausnehmen, bis die Hose passte. Anschließend ist aus dem Teil dann aber eher eine Art Leggins geworden. Ich stand eine ganze Weile auf dem Schlauch, bis mir aufgegangen ist, dass mein Interlock zwar ebenso schwer, aber viel weicher und dehnbarer als leichter Sweatstoff ist....  

Falten, die bei einer normalen Jogginghose ok aussehen, sahen hier wirklich schlimm aus. Klassischer Fall von "Stoff, der nicht zum Schnitt passt", und "ich habe eine brilliante Idee, die ich jetzt sofort umsetze, ohne drüber nachzudenken" :-) Der Lerneffekt ist aber hinterher dann umso größer.

 

Hier also für Euch ein  Mini-Tutorial, wie man die Elastizität bestimmt und dann beim Konstruieren berücksichtigt. Ich zeige Euch, wie man das in Valentina berechnet, aber Ihr könnt das ntürlich auch für Konstruktion auf Papier verwenden. Wenn Ihr noch nie mit Valentina gearbeitet habt, dann findet Ihr hier ein Tutorial.

 

 

Dehnbarkeit bestimmen

Zuerst steckt ihr mit zwei Nadeln einen Bereich ab, 10 bis 20 cm sind ideal. 

Dann dehnt ihr den Stoff soweit, wie er sich hinterher über den Körper spannen soll. Das muss nicht viel sein, meine Sportshorts Nr 1 habe ich z.B. mit nur minimaler Dehnung genäht, weil ich einen Retro-Look erzielen wollte.
Zwecks Sichtbarkeit dehne ich den Stoff In diesem Beispiel mal etwas stärker, dadurch vergrößert sich der abgesteckte Bereich auf 12 cm. 

Dehnungsfaktor berechnen

Nun berechnet ihr zuerst die Differenz zwischen ungedehnt und gedehnt, in diesem Beispiel ist das 12 cm - 10 cm = 2 cm.

 

In Prozent entspricht das: 2 cm / 10 cm * 100% = 20 %

 

Man muss also von dem Konstruktionswert, z.B. Hüftbreite + Zugabe, 20% abziehen. Also:

 

Breite - 20* Breite /100

 

oder auch zusammengefasst Breite*(1-20/100) = Breite*(1-1/5) = Breite*4/5

 

Bei Stoffen, die sich bidirektional dehnen lassen, also auch in Längsrichtung, muss dies dann auch für die Längsrichtung berechnet werden, andernfalls hängt der Stoff durch und schlägt unschöne Falten, und genau das ist ja bei mir passiert.

 

In Valentina sieht das dann so aus:

Die Differenz zwischen ungedehnt und gedehnt wird als Variable angelegt, so dass man sie für den verwendeten Stoff anpassen kann, ohne das Schnittmuster verändern zu müssen.

Diese Variablen, oder auch Platzhalter, heißen bei mir Dehnung_q und Dehnung_l.

Diese Variablen kann man nun in der Berechnung der Breite verwenden. Hier ist das am Beispiel der Breite, also der Dehnbarkeit in Querrichtung, gezeigt.

 

Das wars auch schon. Ich hoffe, dass dies dem einem oder anderm weiterhilft. Euch noch ein schönes Wochenende!

 

Eure Anne Sophie

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