Hallo Ihr Lieben,
heute gibt's wie versprochen nachträglich meinen Artikel zum Earth Day am 22.4.2025. Letztes Jahr habe ich einen Kochsack für kleine Stieltöpfe genäht, nachdem ich ja von dem gekauften Sack für große Töpfe so begeistert war. Ich wiederhol mich, aber die Dinger sind einfach klasse, selbst wenn man mit Energiesparen nichts am Hut haben sollte (was ich doch nicht hoffe! ;-) ). Ich bin leider der Typ, der gern mal was auf dem Herd anbrennen lässt. Lange am Herd stehen und Rühren ist einfach nicht mein Ding. Ich denk dann immer "Ich geh nur schnell xyz machen...", und schon haben wir den Salat bzw. das angebrannte Essen... Aber zurück zum Jahr 2025.
Ich bin momentan total angefixt von der Idee, neben all den Anderen Projekten auch noch das Färben von Wolle auszuprobieren, ich kann den Gedanken einfach nicht lassen. Besonders, seit wir einen Pachtacker haben und viele Pflanzen-Reste anfallen, die man nutzen könnte, z.B. Rhabarberblätter. Dabei hat mich aber immer, neben dem Beizen (bzw. der Entsorgung der Chemikalien) der hohe Wasser- und Energieverbrauch abgeschreckt. Manche Rezepte verlangen, dass man die Flotte mit Wolle mehrere Stunden köcheln lassen soll. Und das Ganze dann für ein paar Stränge Wolle... Das macht sicher total Spaß und ich will es auch niemandem verleiden. Umgekehrt, ich habe es mir selbst eher ausgeredet, weil ich immer so ein latent schlechtes Gewissen hatte. Wir haben zwar mittlerweile ein Balkonkraftwerk, aber das würde selbst zu Spitzenzeiten nicht zum Kochen ausreichen. Spülen muss man auch viel, wenn man mit nicht ganz ungiftigen Beizen oder Farben arbeitet. Aber da ich blassere Farben aber sowieso lieber mag als Knallfarben, habe ich von Aluminium-Kaltbeize erst einmal abgesehen, und erst mal andere Beiz-Rezepte ausprobiert, die man so findet. Bleibt noch der hohe Energieverbrauch.
Dann kam mir die zündende Idee (ihr ahnt es sicherlich), fürs Färben den Kochsack zu nutzen. Das mache ich natürlich nur mit ungiftigen, essbaren Farbstoffen. Falls ich dabei bleiben sollte, müsste zumindest ein Überzug oder ein separater Kochsack fürs Färben her.
Zur Testfärbung habe ich einen Beutel Orangenschalen aus der Tiefkühltruhe genommen, die ich ursprünglich mal für Marmelade gesammelt hatte. Aber da wir kaum noch Marmelade essen, lag der Beutel schon ne Weile in der TK, und wir brauchen den Platz, sobald es auf dem Acker was zu ernten gibt. Die Färbeflotte habe ich so hergestellt: Ich habe die Schalen zerkleinert, in den Kochsack gesteckt und nach einiger Zeit das Ganze durch die Flotte Lotte gedreht. Die Färbeflotte hatte einen schönen Orange-Rost-Ton, ganz so orange wie auf dem Bild war es nicht, aber doch schon ganz schön kräftig! Mein Eindruck ist, dass je länger man das Ganze kocht, desto bräunlicher wird der Farbton, was auch für eine Färbung im Kochsack spricht. Die weiße Schicht der Schale nimmt die Farbe ebenfalls sehr gut an, das nächste mal versuche ich, diese so weit es geht abzuschneiden.

Zuerst habe ich weiße Eiderwolle in verschiedene Beizen gelegt, von denen ich gelesen hatte: Joghurt, Sud von Akazienholz oder Pistazienschalen, Pottasche... Da diese aber keinen großen Unterschied bewirkten, gehe ich hier nicht weiter darauf ein. Nur so viel: Die Knoten in der Wolle stammen nicht etwa vom versehentlichen Verfilzen, sondern markierten die unterschiedlichen Beizarten.
Ich habe die Teststränge in den auf 80 Grad erhitzten Sud gelegt und über Nacht ziehen lassen. Am nächsten morgen war der Topf immer noch sehr warm. ich habe die Wolle dann vorsichtig gewendet und den Topf nochmal erhitzt, und dann wieder zurück in den Kochsack. Das habe ich drei mal wiederholt. Alle Stränge wurden sehr schön hell rostorange, und das mit wie gesagt gar nicht mal so vielen Schalen! Ich habe die Stränge gut gespült, um zu schauen, ob die Farbe hielt. Das tut sie. Anschließend habe ich nochmal 100 g Wolle in die Farbflotte gelegt, allerdings musste ich sie stark verdünnen, damit die Wolle gerade so bedeckt war. Es ergab aber immer noch ein schönes Gelb. Bei einer Person würde man wohl von Erdbeerblond sprechen. Ich werde das Experiment auf jeden Fall im Winter mit mehr Schalen wiederholen, dann kann ich Euch auch die nötige Menge nennen. Kaum zu sehen auf dem weißen Hintergrund ist die ungefärbte weiße Wolle zum Vergleich, links neben der Spindel.

Zum Thema Wasser: Den Sud habe ich den Ausguss runtergeschüttet, es roch gut nach Orange (und Schaf :-). Die Wolle habe ich dann einmal gespült und das Wasser dann meinen Pflanzen auf dem Balkon gegeben. Man hätte die Wolle sicherlich nochmal spülen können, man merkte das Orangenöl minimal beim Verspinnen, aber es ging sehr gut auch so.
Fazit: Klappt super und wird im nächsten Winter mit mehr Schalen wiederholt! Lichtechtheit muss ich natürlich noch testen. Insgesamt habe ich die Wolle nur grade so mit Farbflotte bedeckt, es wurde dennoch gleichmäßig. Wasser- und Energieverbrauch hielten sich also in Grenzen.
Als nächstes steht eine Tüte Maulbeeren an, die vom letzten Jahr waren und wegen des vielen Regens einfach zu wässrig schmeckten. Und auf dem Acker steht noch ein Rotkohl, der keinen Kopf gebildet hatte und jetzt schießt, der kommt auch noch dran... Ach, und die Rhabarberblätter, und und und... .
A propos Rhabarber, ich mach mir jetzt ein Kompott aus den ersten vom Acker geernteten Stangen. Selbstverständlich im Kochsack, und zwar im kleinen, denn im großen befindet sich schon wieder ein Sud aus Mangoldwurzeln. Die Pflanzen vom letzten Jahr mussten eh raus, weil ich das Beet brauche.
Liebe Grüße,
Eure Anne Sophie
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