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Alte Nähmaschinen reparieren: Oberfadenspannung kalibrieren bei Vintage-Nähmaschinen

Ein bekanntes Problem von Nähmaschinen ist ja die Fadenspannung. Oft lässt sich diese nach einer Weile nicht mehr so richtig einstellen, und an der Unterfadenspulenkapsel kann und soll man ja nur bedingt daran herumschrauben. Was nun? Manch einer entsorgt vielleicht frustriert seine Maschine, obwohl sonst alles top ist. Oder aber man gibt sie in Reparatur (so man denn eine Werkstatt findet), und zahlt womöglich recht viel Geld.  

 

Dabei ist das Kalibrieren der Oberfadenspannung an sich nicht schwer, nur kommt man bei neueren Nähmaschinen nicht so ohne weiteres ran. Vintage-Maschinen haben da einen entscheidenden Vorteil: Sie wurden so gebaut, dass man sich selber um die Justierung und Pflege kümmern kann. Durch meine Vintage-Maschine habe ich gelernt, wie man den Oberfadenregler neu justiert, was sogar in den dazugehörigen Handbüchern noch genau beschrieben ist. Der Besitzer war also jederzeit in der Lage, seine Maschine zu warten und zu Pflegen. Toll! Ich finde, das sollte man wieder so machen und nicht schwer reparierbare Wegwerfgeräte produzieren. Allerdings waren diese gusseisernen Singer-Maschinen auch recht teuer. Ich meine mich daran zu erinnern, dass der durchschnittliche Haushalt ein Jahresgehalt ausgegeben hat. Dann hat man auch ein Anrecht auf gute Anleitungen, wie ich finde :-)

Oberfadenspannung bei Vintage Singer-Maschinen

 Ich habe einige Vintage-Maschinen von Singer, Privileg, und Elna. Heute zeige ich Euch mal, wie man die Oberfadenspannung bei alten Singer-Maschinen reinigen und neu justieren kann. Die alten Singer-Maschinen waren sehr lange mit fast identischen Oberfadenspannungs-Reglern ausgestattet. Hier seht Ihr mal ein paar Modelle: Eine 15-88 von ca. 1935 aus Frankreich, eine 185k von ca. 1959 aus Großbritannien, sowie eine 327 Zickzack-Maschine von ca. 1967. Das Design des Reglers hat sich, wie ihr seht, nur unwesentlich verändert.

Korrekte Einstellung von Oberfaden-Reglern

Der Oberfadenspannungsregler hat zwei wesentliche Komponenten: Zwei Metallscheiben, zwischen denen der Faden läuft, und eine Metallfeder, die diese Scheiben zusammendrückt. Je mehr die Feder unter Druck steht, desto höher die Fadenspannung. Nach längerer Zeit der Nutzung kann es passieren, dass die Skala nicht mehr zu dem Druck passt, der gerade ausgeübt wird. Da die meisten Drehregler am unteren und oberen Ende eine Sperre haben, kann man den Regler nun nicht einfach weiter rauf- oder runterdrehen, auch wenn es nötig wäre.

 

Bei meiner 90er-Jahre Maschine ist der eigentliche Regler versteckt. Der Nutzer sieht nur das Einstellrad. Wenn man die Oberfadenspannung justieren möchte, muss man das Gehäuse abnehmen sowie die Bodenplatte abschrauben, was ungleich mühsamer ist. Außerdem wird das Gehäuse an einigen Stellen von Plastik-Lippen gehalten, die leicht abbrechen können, wenn man das zu oft macht. Das ist für mich ein entscheidender Nachteil gegenüber den alten Maschinen. Dennoch konnte ich auch bei dieser Maschine die Oberfadenspannung reparieren. Wie das geht, habe ich hier schon mal beschrieben. 

Meiner Erfahrung nach neigen neuere Nähmaschinen dazu, dass man irgendwann den Regler immer weiter runterregeln muss. Meine Vermutung ist, dass sich durch die ständige Vibration der Regler festzieht.

 

Bei den Vintage-Maschinen ist dies konstruktionsbedingt nicht der Fall, was ein dicker Pluspunkt ist. Dennoch kann es natürlich zu einer leichten Materialermüdung der Feder kommen, so dass diese nicht mehr so viel Spannung aufbauen kann. Außerdem kann sich auch Schmutz zwischen die Scheiben setzen. Putzen sollte man diese also auf jeden Fall, wenn man so eine Maschine kauft. Bei den  Vintage-Maschinen sitzt der Regler außen, man kann diesen also ganz einfach  auseinander zu nehmen. Bei einer korrekt eingestellten Maschine liefert sie ein sauberes Stichbild, wenn der Regler auf 4-5 von 9 steht, also genau in der Mitte. Genau so muss die Maschine nun wieder eingestellt werden. 

Regler für Oberfadenspannung auseinandernehmen

Zuerst schraubt man alles auseinander. Dazu dreht man zuerst den Regler ganz runter bis zur "0".  Dann drückt man mit den Fingern auf den Rand mit den Zahlen. Darunter liegt die Feder, diese muss man komprimieren, um die Abschlussschraube abschrauben zu können. Jetzt kann man die Schraube lösen und alle Teile abnehmen. 

Jetzt kann man die Scheiben mit etwas Alkohol putzen und  alles wieder zusammensetzen. Zuerst setzt man die Scheibe rechts im Bild wieder auf, dabei darauf achten, dass diese arretiert: Die Scheibe hat eine eckige Öffnung, diese muss nach unten zeigen und durch eine kleine Lasche festgehalten werden. Dann folgen die beiden Scheiben, jeweils mit der abgerundeten Seite nach innen (dazwischen wird der Faden eingeklemmt).

Nun die Feder wie abgebildet aufsetzen, Dann folgt die kleine Unterlegscheibe, dabei zeigt die kleine "Nase" nach oben. 

Oberfadenspannungs-Regler justieren

Jetzt geht es daran, die Skala neu justieren: Der Ring mit den Ziffern hat innen eine kleine Sperre. Diese dient dazu, dass man den Knopf von 0 bis maximal 9 drehen kann, und nicht darüber hinaus. Die Sperre muss also in etwa bei der 0 sitzen.  Außerdem hat der Ring noch viele kleine Löcher,  die Abschlussschraube hat einen passenden Stift. Dadurch justiert man die Fadenspannung. Als erstes setzt man den Ring mit den Ziffern auf, dabei darauf achten,  dass die "2" auf der gegenüberliegenden Seite der "Nase" liegt, also die "6" bis "7" oben. Man drückt nun wieder wie beim abschrauben die Feder zusammen. Nun schraubt man die Abschlussschraube auf, ca bis der Gewindestift wieder aus der Mitte erscheint. Wenn man den Ziffernring loslässt, sollte man den kleinen Stift der Abschlussschraube einrasten hören. Wenn nicht, dann vorsichtig an der Schraube drehen, bis es Klick macht. Nun drehen sich Ziffernring und Schraube wieder gemeinsam.

Nun fädelt man den Oberfaden ein und testet die Fadenspannung. Nähfuß unbedingt absenken! Bei "0" sollt kaum ein Widerstand zu spüren sein, bei "9" eine deutliche Spannung. Wenn die Spannung bei "0" zu hoch ist, dann drücke erneut auf das Ziffern rad und drehe die Abschlussschraube (und nur die!) nach links und lasse sie einrasten. Wenn es gar keine Spannung bei "0" gibt, dann drehe die Schraube nach rechts.

 

So, ich hoffe, ich konnte auch etwas von der Magie der Oberfadenspannung beibringen! Es ist wirklich toll, wenn man versteht, wie es funktioniert. Die Singer-Maschinen sind untereinander wie gesagt recht ähnlich. Andere Modelle können eventuell leicht abweichen, aber das Grundprinzip bleibt gleich.

 

Euch noch einen schönen, sonnigen Herbsttag!

 

Eure Anne Sophie

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Kommentare: 2
  • #1

    Melissa (Donnerstag, 10 Oktober 2024 21:44)

    Hey, ich wollte nur danke sagen für die hilfreiche Anleitung. Keine Ahnung worum es hier im Blog geht, aber ich brauchte Hilfe beim auseinandernehmen einer Oberfadenspannung und Google hat das gefunden. Meine sah etwas anders aus, aber als sie erstmal auseinander war wurde der Rest klar. Man braucht nur initial einmal den Mut es anzupacken, und da weiß ich gerne vorher was mich erwartet, ich hab immer Angst dass ich irgendwo nicht weiterkomme und alles nur noch schlimmer mache... Also vielen Dank, das war genau die richtige Menge an Information <3

  • #2

    Anne Sophie (Freitag, 11 Oktober 2024 09:24)

    Hallo @Melissa, das freut mich sehr, dass ich Dir damit weiterhelfen konnte! Du kannst auch mal nach deinem genauen Modell suchen, zumindest für die bekannten Modelle gibt es die Anleitungen als PDF zum Herunterladen. Und wenn Du die genau passende nicht findest, tut es auch of die für ein ähnliches Modell. Die Oberfadenspannung ist soo wichtig, und eigentlich wirklich kein Hexenwerk. Wie Du sagst, man braucht nur ein wenig Mut, es ist gar nicht so schwer. Viel Spaß beim Nähen!

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