Ich nähe ja mittlerweile fast nur noch auf meiner Flachbett-Nähmaschine Singer 328k in Mintgrün von 1950 (die ich Euch bei Gelegenheit mal vorstellen werde). Meine Singer 185k nutze ich parallel fürs Topstitching, weil sie einen super starken Motor angebaut hat. Beide haben mich gebraucht unter 80 Eu gekostet, und ich muss sagen, ich bin bekehrt, und auch ein bisschen angefixt, was alte Maschinen betrifft, eigentlich habe ich mich nie so als die Sammlerin gesehen, aber naja...
Jedenfalls hatte ich beschlossen, dass meine Einsteiger-Maschine aus den 90ern weiterziehen sollte. Das genaue Modell weiß ich nicht mehr, sie sieht aber so aus wie die hier gezeigte Singer Edition 1120E, es wird ein Vorläufer davon gewesen sein. Ich kann bestätigen, dass es insgesamt eine gute Maschine war, ich musste damals als Schülerin auch eine ganze Weile sparen und jobben, denn billig war sie nicht. Was mich immer gestört hat war, dass sich die Fadenspannung verstellt hat, und ich sie dann zur Reparatur bringen musste, weil alles innerhalb des Gehäuses versteckt war. Auch Reinigen war nicht so einfach, weil alles verschraubt war. Der Vorteil der alten Maschinen bis ca. 1980 war ja, dass man an diverse Teile, insbesondere dem Fadenspannungsregler, zum Justieren herankommt.
Bevor ich sie ziehen lassen wollte, wollte ich sie aber noch flott machen, und da ich sie eh abgeben wollte, wäre es auch nicht so schlimm gewesen, sie kaputt zu machen. Schon das Aufschrauben war mühsam, ich musste nahezu alles abschrauben, bevor ich das Gehäuse abnehmen konnte. Außerdem gab es ein paar Plastiklaschen/Lippen, die man zusammendrücken musste, bevor das Abnehmen ging. Auf Dauer würden diese sicherlich abbrechen, praktisch ist das also nicht. Hier seht ihr den Staub von über 20-Nähjahren (ich weiß nicht, wie gut sie geputzt wurde, als sie bei der Reparatur war).
Das Problem mit der Fadenspannung war bei mir, dass ich die Oberfadenspannung immer weiter herunterregeln musste, damit sie saubere Nähte produzierte. Irgendwann war Schluss, weiter runter ging nicht. Die Oberfadenspannung wird durch zwei Scheiben gehalten, zwischen die der Oberfaden eingeklemmt war.
Hier seht ihr, wie das bewerkstelligt wird, eigentlich ganz simpel: Eine Feder drückt die Scheiben (links bei dem Pfeil nach unten und der Zahl 3) zusammen, der Regler (das weiße Rad bei der Spitze des Schraubendrehers) bestimmt den Druck, indem die Feder gelockert oder zusammengedrückt wird. Über das große Einstellungsrad kann der Nutzer den Regler von außen verstellen. Die Übersetzung von dem Einstellungsrad/Skala und dem eigentlichen Regler stimmte bei mir nicht mehr überein. Bei mir war das notorisch zu fest, was erst mal widersprüchlich erschien. Ich hätte erwartet, dass sich Schrauben und andere Teile mit der Zeit eher lockern, aber in meinem Fall hatte sich etwas festgesetzt. Das lag daran dass sich Öl und Staub dort abgesetzt hatten.
Nachdem ich alles geputzt hatte, habe ich sie neu justiert. Dafür habe ich das Rad mit der Skala auf 0 gedreht und den Regler so weit gelockert, dass die Feder gerade nicht mehr zusammengedrückt wurde. Prüfen lässt sich die Optimal Einstellung dadurch, dass bei Fadenspannung 4-4,5 ein perfektes Stichbild bei "normalen" Stoffen erreicht wird. Bei mir war das dann der Fall, und ich war begeistert, wie gut und schön die Maschine wieder nähte. Fast hätte ich sie behalten :-)
Es lohnt sich also, das zu reparieren, wenn die Maschine sonst in Ordnung ist. Es ist nicht schwer. Ärgerlich ist wie gesagt nur, dass man schwer da dran kommt, weswegen ich solche Maschinen jetzt nicht mehr kaufen würde. Meine mintgrüne Singer habe ich für 70 Euro gekauft, ein Bruchteil des Preises der hier gezeigten Maschine. Einsteigern, die mechanisch interessiert sind, würde ich immer eher eine robuste gebrauchte Maschine empfehlen.
Wer sich übrigens dafür interessiert, wie die Zierstiche zustande kommen:
Das sind einfache Zahnräder aus Metall, die verschiedene Muster in den Rand eingefräst haben. Dadurch ändert sich die Position der Nadel. Bei den ersten Maschinen dieser Art mussten die Scheiben noch eingelegt werden, z.B. bei der Elna Supermatic (die besitze ich auch, meine ist Froschgrün). Hier könnt ihr sie bewundern: Elna Supermatic
Bei Maschinen nach 1990 war das Innenleben dann zunehmend aus Plastik, und gerade diese Scheiben gehen schnell kaputt. Ganz moderne Maschinen sind dann nicht mehr mechanisch, sondern elektronisch. Das erlaubt zwar das Programmieren von viel mehr Mustern und Stickbildern, aber ist dann auch anfällig und lässt sich gar nicht mehr selber reparieren. Vorsicht auch mit starken Magneten (z.B. Nadelmagneten) in der Nähe der Elektronik!
Euch noch ein schönes Wochenende, und happy tailoring,
Eure Anne Sophie
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