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Stoffspielereien: Ornamente oder meine Hausschuhe, die Reichtum versprechen

Huch, nun ist es schon fast Dezember, meine Güte ging das wieder schnell! 

Für die letzten Spielereien des Jahres wollte ich was ganz Besonderes machen und dachte zunächst daran, ein Kleidungsstück zu verzieren. Leider ist das optisch aber so gar nicht meins. So gern ich traditionelle Kleidung und Trachten in Museen bewundere, so wenig passt das zu mir, wie ich finde. Das sieht schnell "volkstümlich" aus, das ist so gar nicht mein Ding und steht mir auch nicht.  Durch Zufall bin ich dann aber über in Griechenland hergestellte Hausschuhe aus Lammfell gestolpert, die außen mit Stickereien verziert wurden. Für Zuhause ist das was ganz anderes, da finde ich Opulenz bei Mustern toll. Also nochmal Reste von einem dicken weißen Wollmantel (den ich noch gar nicht gezeigt habe!) zusammengekratzt, außerdem Reste von Baumwollplüsch für die Innenseite.

 

Zu den Ornamenten: Was sind eigentlich Ornamente? Gastgeberin Silvia hat es ja schon hier sehr schön beschrieben, vielen lieben Dank! Zusammengefasst kann man sagen, dass ein Ornament ein wiederholendes Motiv ist, welches oft ein abstrahiertes Motiv aus der Natur darstellt. Oft sind zum Beispiel Blätter von Pflanzen mit Symbolkraft dargestellt, z.B. ein Lorbeerzweig. Eine Arabeske ist z.B. ein traditionelles, stark abstrahiertes Blattornament. Besonders die Präraffaeliten und Künstler des Jugendstils und des Art nouveau haben gerne mit Ornamenten gearbeitet, oft gemixt mit grafischen Elementen wie Schachbrettmustern. Pflanzen sind ja nun meine zweite Leidenschaft, Art nouveau sowieso. Ich gucke auch gerne in mein Karl Blossfeldt-Buch zwecks Inspiration. Also habe ich mir überlegt, welche dekorativen Pflanzen besonders ornamental sind, klar, eine Rankpflanze musste es sein!

 

Deswegen habe ich meine Hausschuhe seitlich mit Erbsen verziert, das Motiv wollte ich schon lange mal umsetzen seit ich Iris Apfels tollen Anzug mit Erbsenmotiv gesehen habe. Erbsen stehen für Reichtum, Erntesegen und Fruchtbarkeit allgemein. Früher hat man deswegen wohl auch Erbsen bei Hochzeiten geworfen. Wenn man von Erbsen träumt, dann soll das für einen Geldsegen stehen. Das klingt doch schon mal nicht schlecht, auch wenn bei uns keine Hochzeit ansteht :-)

Als Methode habe ich Applikation + Stickerei gewählt und mich dabei an dem Buch von Yumiko Higuchi "Einfach sticken mit Applikationen" orientiert. Zwei Dinge habe ich anders gemacht als die Autorin: Ich habe Textilkleber genommen anstatt beidseitige Applikationsfolie (hatte ich nicht da), und ich habe keinen Filz, sondern dichten Mantelstoff in grün genommen. Leider sind meine Erbsenschoten daher nicht ganz so scharf umrissen wie die Motive im Buch, aber das macht nichts. Textilkleber war keine so gute Idee, da es sich an der Stelle schlecht nähen lässt, aber das betraf in meinem Fall nur die Erbsen in der Schote, die Probleme hielten sich also in Grenzen.

 

Als zusätzliche Verzierungen habe ich kleine "Erbsen" auf die vordere Naht genäht. Das sind einfach Stoffkreise, die ich zu Kugeln zusammengezogen habe.

Wer genauer hinschaut, der sieht, dass ich zwar für die Applikationen eine Schablone zum Zuschneiden verwendet habe, die Stickereien aber ohne Vorzeichnen frei Hand gestickt habe. Für mich ist Sticken wie Malerei, ich mag es nicht, das so genau vorher zu planen. Eigentlich mag ich lieber drauf los sticken, und schauen, wohin die Reise geht, alles andere wäre für mich wie Malen nach Zahlen :-)  (ich hoffe, es fühlt sich jetzt niemand kritisiert, das ist nicht meine Absicht. Es sind ja nur unterschiedliche Herangehensweisen, die jeweils zu anderen Ergebnissen führen. Ich bewundere akkurate Stickarbeiten, es ist nur nicht meins.)

  

Somit war es für mich schon eine Herausforderung, ein sich wiederholendes Muster zu arbeiten, da geht mir normalerweise gern die Puste aus. Aber es sollte ja nun ein Ornament werden, also musste ich da durch (bin aber trotzdem froh, es nun geschafft zu haben). Ursprünglich wollte ich noch an der hinteren Naht ein schwarz-weißes Schachbrettmuster à la Koloman Moser oder Josef Hoffmann (beides Mitglieder der Wiener Werkstätten) aufsticken, aber das habe ich nicht mehr geschafft, und wäre auch zu viel gewesen.

 

Und damit verabschiede ich mich für dieses Jahr von den Stoffspielereien in unsere wohlverdiente Winter-Spielpause.  Es hat sehr viel Spaß gemacht, und ich freue mich, nächstes Jahr wieder dabei zu sein! Hier auf dem Blog geht es noch etwas weiter bis Weihnachten, und ich werde auch das Schnittmuster für diese Hausschuhe noch einstellen  das Schnittmuster für die Hausschuhe ist hier zu finden, schaut also gerne vorbei.

 

Liebe Grüße,

Eure Anne Sophie

 

PS: Wie immer kann ich hier auf Jimdo nicht direkt antworten, ich freue mich aber sehr über Eure Kommentare.

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Kommentare: 9
  • #1

    Sabine v Petersilie&Co (Sonntag, 27 November 2022 11:11)

    Deine bestickten Pantoffeln sind grossartig geworden. Nix mit schnöden langweiligen Hausschuhen. Und glaube mehr Dekor braucht es nicht, es ist gerade die richtige Menge. Deine Schuhe erinnern mich wieder an die bestickten Ballerinas von der estnischen Muhu Insel. (Bezaubernde farbintensive auf dunklem Hintergrund)

    Ich liebe ja Erbsen zum Essen als auch ihre dekorative Seite.

  • #2

    Elvira (Zwischendurch) (Sonntag, 27 November 2022 11:54)

    Oh, die sind noch nur schön, sondern sehen auch toll kuschelig aus. Die organischen Formen kommen super rüber und die Erbsensymbolik passt ja genau. Diese Stoffspielerei verstaubt sicher nicht in einem Schrank!! Musst du die Sohlen extra gummieren, damit sie nicht rutschen? ich bin gespannt auf den schnitt, da halte ich Ausschau.
    Danke für's Zeigen und auf ein Wiedersehen in 2023. Liebe Grüße, Elvira

  • #3

    Silvia von Petersilie&Co (Sonntag, 27 November 2022 15:53)

    Wunderschön! Wenn Du außer Haus nichts Besticktes magst, ist es doch eine wundervolle Idee so ganz für sich persönlich mal so richtig in üppig geschmückten Pantoffeln herumzulaufen...Liebe Grüße, Silvia

  • #4

    Stoffnotizen (Sonntag, 27 November 2022 16:23)

    Toll! So kuschelig! Und wie die geringelten Erbsenranken das plüschige Innenleben der Hausschuhe wiederspiegeln! Und wie die kleinen Kreise die Erhebungen der in den Schoten liegenden Erbsen andeuten! Sehr Schön! Eine praktische Frage: Welches Material hast Du für die Sohlen verwendet? Danke und liebe Grüße! Kerstin

  • #5

    Gabi - langer-faden (Sonntag, 27 November 2022 17:44)

    Die Hausschuhe sehen schön kuschelig warm aus und die Stickerei und ihre Farben sind fröhlich und ansprechend. Ich wußte gar nicht daß Erbsen für Reichtum stehen. Mir gefallen Deine Schoten, sie erinnern mich an den Geschmack frisch gepulter Erbsen, die ich immer gerne genascht habe. LG Gabi

  • #6

    Schnitt für Schnitt (Sonntag, 27 November 2022 17:49)

    Wow, das sind mal tolle Hausschuhe! Tragen nicht auch Mongolen traditionell solch aufwändig verzierte Pantoffeln? Ich mag, wie du deinen Stickprozess beschreibst, das klingt wunderbar nach kreativer Auszeit.
    Liebe Grüße
    Christiane

  • #7

    Siebensachen (Montag, 28 November 2022 11:26)

    Das Erbsen-Motiv wirkt auf mich exotisch ... wohl, weil ich selbst nicht auf die Idee gekommen wäre, es auszuwählen. Die KOmbination von Applikation und Stickerei gefällt mir sehr gut - das wirkt alles stimmig, auch zusammen mit den Hausschuhen.
    LG, Siebensachen

  • #8

    Clara | bimbambuki (Mittwoch, 30 November 2022 15:57)

    Herrlich schön sind die Hausschuhe! Motiv und Farben gefallen mir so gut. Die Symbolik hinter den Erbsen kannte ich auch nicht. Hoffen wir, dass sie wirken.

    Herzliche Grüße aus NY!
    Clara

  • #9

    123-Nadelei (Donnerstag, 08 Dezember 2022 18:27)

    Gerne habe ich Deinen Text zu den ornamentverzierten Hausschuhen gelesen. Diese gefallen mir übrigens sehr, auch sehen sie sehr bequem aus.
    Übrigens gibt es hier Sylvester traditionell Linsensuppe, das soll auch Geldsegen im folgenden Jahr bringen.
    LG Ute

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