Neues aus der Hexenküche
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich ja mit dem Färben im Kochsack, und zwar mit Pflanzenfarben, meist aus selbst gesammelten Beeren oder so. Der erste Testlauf war schon mal vielversprechend, aber leider war nur wenig Färbmaterial vorhanden, so fiel die Farbe sehr zart aus - aber dennoch schön! Ich weiß leider nicht mehr genau, welche Schafrasse das war, ich glaube es war einfach unspezifisch Eiderwolle.
Für den zweiten Versuch habe ich eingefrorene Maulbeeren vom letzten Jahr verwendet, wir brauchten Platz in der TK, und da es letztes Jahr recht viel geregnet hatte, schmeckten die Beeren eh fad.
Also ab in den Kochtopf damit. Ich habe zuerst Reste von der Eiderwolle verwendet, leider habe ich wohl etwas zu oft und zu stark erwärmt. Ich dachte, ich bekomme eine kräftigere Farbe hin, wenn ich einmal am Tag den Sud erhitze (der Kochsack hält die Wärme sehr gut über mindestens 24 Std). Das war zu viel für die Wolle, sie ist leider verfilzt. Den zweiten Strang, Southdown, habe ich nicht mehr so stark erhitzt, da ist alles gutgegangen. Außerdem habe ich das Kardenband zu einem Zopf "gehäkelt" das hat auch geholfen.
Eine weitere Färbung habe ich mit einer Mischung aus Holunder, Mahonie und überwiegend Beeren von Hartriegel gemacht. Während der ersten paar Tage färbte sich die Wolle hell altrosa, sehr hübsch, aber etwas blass. Gebeizt hatte ich mit Rhabarberblättern. Nach zirka einer Woche schlug die Farbe um in ein Nougatbraun mit Rosa/lila-Stich, schön, aber nicht das was ich erwartet hatte (aber so ist das wohl bei Pflanzenfarben, oder?). Ich nehme an, dass der Sud irgendwie oxidiert ist?
Das nächste mal werde ich versuchen, den Sud vorab zu fermentieren, eventuell durch Zugabe von Zucker? In dem tolle Buch "Natürlich Färben" von Céline Philippe habe ich gelesen, dass fermentierter Rote-Beete-Saft besser und kräftiger färbt als roher Saft. Andererseits hält Farbe wohl auch auf fermentierter Wolle besser, ein faszinierendes Thema, wozu ich nochmal separat was schreiben will.
Möglich wäre dann:
- Den Sud nur leicht zu erwärmen und die Wolle im Sud mit fermentieren zu lassen, oder
- den Sud fermentieren lassen, dann zu erhitzen und die Fermentation stoppen, und dann erst die Wolle dazuzugeben.
Da ich die gelungene rosa Wolle anderweitig verwenden wollte, habe ich versucht, die verfilzte Charge zu retten und habe sie nochmal kardiert. Nun ja, es ist ok geworden. Ich habe sie mit der braunen Wolle gemischt, beides zusammen gibt eine schöne Melange-Farbe. Beim Spinnen merkt man den deutlich Unterschied zwischen rosa und braun, die rosa Wolle ist störrischer, was zum einen an dem Verfilzen liegt, zum anderen an der Wolle selbst. Die hellorangene Wolle aus dem gleichen Material fühlte sich ähnlich an, sie wurde nach dem spinnen zwar deutlich weicher, aber immer noch "robust", eher was für Haussocken.
Um das Ganze etwas aufzupeppen, haben ich noch Restwolle von diesem Mützen-Projekt kleingeschnitten, kardiert, und untergemischt. Ich wollte damit einen Tweed-Effekt erzielen.
Ich habe versucht, die Singles recht dünn auszuspinnen, da ich einen 3-ply machen wollte, das hat sich bewährt. Ich denke, ich werde Haussocken oder Fäustlinge für den Winter auf dem Feld daraus stricken, da ist es gut, wenn das Garn etwas robuster versponnen wird. Ich habe allerdings gar nicht erst versucht, das Garn gleichmäßig auszuspinnen, denn dazu war das Rosa definitiv zu störrisch. Aber da die einkardierten Restwolle-Stücke sich eh als kleine Tweed-Knubbel abzeichnen, finde ich das voll ok.
Die ersten zwei Rolags habe ich außerdem zu fest gewickelt, das hat das Ganze noch erschwert. Aber die Spinnerei ist ja auch noch relatives Neuland für mich. Also, die Woll-Spinnerei meine ich, denn die normale Spinnereien betreibe ich schon seit ich denken kann ;-)
Übrigens war das Upcycling von Restewolle eines der Gründe, warum ich mich überhaupt fürs Spinnen interessiert habe, zunächst mit der Handspindel. Tja, was soll ich sagen, so schnell kommt man zu einem neuen Hobby. Dieses Jahr im September durfte ein nigelnagelneues Spinnrad bei mir einziehen, und ich liebe es! Bei Gelegenheit stelle ich es Euch mal vor.
Mein bisheriges Fazit fürs Färben im Kochsack mit Pflanzen:
- Mangoldwurzel beizt bisher am besten
- Ca. eine Woche im Kochsack ist das Maximum, danach wird die Wolle etwas spröde
- Ohne richtiges Erhitzen bleibt die Wolle blass, also einmal, maximal zweimal die Temperatur auf 100 Grad bringen und danach jeweils ab in den Kochsack.
Was habt ihr kürzlich neu ausprobiert? Lernt ihr gerade eine neue Technik, oder was ganz neues? Erzählt mal!
Eure Anne Sophie
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