Willkommen an alle Strick-Neulinge, WiedereinsteigerInnen, und natürlich auch alle anderen interessierten Parteien!
Ich habe Euch ja hier bereits einen Überblick über gute Projekte zum Stricken lernen gegeben. Da ging es hauptsächlich darum, welche Techniken wichtig für ein schönes Endergebnis sind. Heute soll es mal um das Stricken an sich gehen, und wie Ihr ein sauberes Strickbild hinbekommt.
Vorab: Ich war lange, selbst nach vielen Jahren des Übens, nicht die super perfekte Strickerin, was das Strickbild anbelangt. Jedenfalls nicht im Vergleich zu meiner Mutter. Aber ich konnte einige "Übeltäter" identifizieren, und habe für mich Methoden gefunden, damit mein Strickbild gleichmäßiger wird, und diese will ich Euch heute mitteilen.
Die Ursache ermitteln
Lerne Deine Schwächen kennen: Der Endgegner lautet auf alle Fälle: Glatt rechts, im schlimmsten Fall aus Baumwollgarn. Bei mir waren es früher immer die linken Maschen, die lockerer wurden als die rechten. Dadurch gab es ein unschönes streifiges Strickbild. Hier habe ich das mal mit Absicht gemacht: Im unteren Teil habe ich die linken Maschen sehr locker gestrickt, mit einem nicht ganz so einfachem Garn aus BW/Wolle, es verzeiht Unregelmäßigkeiten nicht so sehr wie reine Wolle.

Ich habe dann damals angefangen, die linken Maschen fester zu arbeiten. Das war besser, führte aber dazu, dass nun die RECHTEN Maschen zu locker im Vergleich zu den linken Maschen waren. Außerdem strickte ich nun sehr fest, was auf Dauer ziemlich anstrengend für Finger und Handgelenk war. Das Problem des zu locker stricken, egal ob bei linken oder bei rechten Maschen, liegt oft daran, dass es sehr schwer ist, den Zug des Fadens fast ausschließlich mit der linken Hand zu regulieren, und zwar immer gleich. Da spielen, neben der Ermüdung der Finger, auch so Sachen wie raue Haut, Handcreme, sogar Temperatur eine Rolle. Hier sehr ihr, was alles die Fadenspannung beeinflussen kann: Die Spannung, die der Zeigefinger hält, das Einklemmen des Fadens zwischen kleinem Finger und Ringfinger sowie der Zug, der durch die rechte Hand ausgeübt wird. Versucht man, den Faden so dauerhaft sehr straff zu halten, wird das schnell sehr anstrengend.

Ok, aber wenn man den Zug nur bedingt mit der linken Hand regulieren kann, wie dann? Die Lösung ist für mich eine kleine Bewegung des rechten Zeigefingers. Sobald eine Masche fertig ist (egal ob linke oder rechte Masche), schiebe ich sie mit dem rechten Zeigefinger nach hinten und ziehe sie dabei gleich vorsichtig fest. Nicht zu sehr, nur so, dass sich der Faden um die Nadel legt. Ich überprüfe das Ergebnis regelmäßig dadurch, wie leicht sich die Maschen auf der Nadel hin- und herschieben lassen. Das sollte leicht, aber doch mit etwas Widerstand gehen.

Das Maschenbild wird gleichmäßig, wenn es sich nach der Nadelstärke richtet. Damit meine ich: Wenn die Maschen zu locker sind, dann ist es eigentlich egal welche Nadel du nutzt, weil die Maschen dann zu groß sind. Wenn sich die Maschen immer gleich um die Nadel legen und hauptsächlich durch deren Umfang geformt werden, wird das Strickbild gleichmäßiger. Hier seht ihr den Vergleich:

Ermüdung entgegenwirken
Lerne deine Grenzen kennen und mach mal Pause. Wichtig, denn wenn ich so richtig begeistert von einem Projekt bin, will ich ganz schnell Fortschritte sehen. Ich merke dann einen riesigen Unterschied im Strickbild. Wenn ich müde bin, oder unaufmerksam, oder einfach nur stricke, weil ich was in den Händen haben will, dann wird mein Strickbild nicht so gleichmäßig wie sonst. Darauf solltest Du achten, den zu viel Stricken kann sehr ermüdend für die Handgelenke und Ellenbogen sein. Besonders, wenn Du eher fest strickst. Du kannst außerdem versuchen, Deine Bewegungen so minimal wie möglich zu halten. Damit meine ich, dass man große Rotationsbewegungen der rechten Hand vermeiden sollte, weil diese die Ellenbogen und Handgelenke strapazieren. Stattdessen versuche ich, die linke und Rechte Hand gleichermaßen einzubeziehen.
D.H. anstatt mit der rechten Hand die Nadel in einem Bogen um den Faden zu führen, bewege ich die rechte Nadel nur minimal nach hinten, und gleichzeitig komme ich mit der linken Hand und dem Faden der Nadel entgegen. Die Nadeln halte ich dabei eher aufrecht, das ist weniger anstrengend für die Schultern.
Die richtige Nadelstärke auswählen
Die Nadelstärke anpassen ans Projekt. Mützen können gern etwas fester gestrickt werden, dann leiern sie nicht so schnell aus und halten schön warm. Pullover und Schals sollten etwas lockerer gestrickt werden für bessere Drapierung. Anstatt den Zug anzupassen und die Maschen zu lockern/fester zu stricken, wähle lieber eine halbe Nadelstärke größer/kleiner.
Die richtige Nadelart auswählen
Nadel ist nicht gleich Nadel, und nicht immer sind Rundstricknadeln die beste Wahl, auch wenn sie sehr komfortabel sind.
Wenn ich z.B. länger nicht an etwas arbeite, dann lasse ich das Strickstück nicht auf der Rundstricknadel. Weil das Kabel so viel dünner ist, kann es dann nämlich sein, dass man den Ansatz nach der Pause sieht. Lieber auf gleichmäßig dicke Nadeln legen.
Lange Nadeln aus Metall zum Anschlagen verwenden: Wie beim Parken von Maschen, da gerade angeschlagene Maschen noch anfälliger dafür sind, sich fest zu ziehen. Außerdem geht auch einfacher, weil sich die Maschen nicht so leicht verdrehen.
Schaut außerdem auch mal nach Nadeln mit unterschiedlichen Spitzen: Manche Garne und Projekte erfordern eher spitze Nadeln (z.B. Lace), bei anderen stören die Spitzen, wenn z.B. das Garn zum Spalten neigt.
Gute Garne auswählen
Damit meine ich nicht nur die Qualität (auch die spielt eine Rolle), sondern auch, welche Art von Garn leichter zu verarbeiten sind. Am einfachsten finde ich Wolle, von Baumwolle würde ich als Anfänger erst mal die Finger lassen. Schön sind garne die nur leicht unregelmäßig sind. Also glatt genug für ein glattes Strickbild (sonst kann man seine Technik nicht überprüfen, und es strickt sich auch schwerer), aber eben leicht unregelmäßig. Denn schließlich sind wir keine Maschinen, vollkommen perfekt wird es gerade am Anfang nicht werden. Da ist es schöner, wenn sich das auch in dem Garn widerspiegelt und man nicht gleich jede Unregelmäßigkeit sieht.
Mal was ausprobieren
Was für mich klappt, muss für Euch nicht gelten. Vielleicht funktioniert für Euch die Skandinavische oder auch portugiesische Stricktechnik besser? Oder ihr probiert mal eckige Nadeln aus: Ich selbst habe es noch nicht ausprobiert, aber manche schwören darauf.
Ein Bad entspannt
Nicht nur meine Schultern entspannen sich nach der vielen Strickerei so richtig schön in einem Bad. Das Strickstück darf zum Schluss gerne ausgiebig in lauwarmen Wasser baden, dann vorsichtig ausdrücken und in Form ziehen oder sogar spannen (bei Lace und anderen Mustern empfehlenswert). Manche Garne sehen nach Nichts aus, wenn man sie verstrickt, und blühen so richtig schön nach dem Baden auf. Dadurch wird das Maschenbild nochmal schöner.
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