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Stoffspielereien: Porträt (oder Paradise found, ganz knapp)

Ganz unten enthält dieser Beitrag Werbung durch Markennennung, ich wurde nicht dafür bezahlt und auch nicht dazu aufgefordert.

 

Uff, das war mal wieder knapp! Ich habe recht spät angefangen, obwohl ich ziemlich schnell eine schöne Idee hatte, die aber wieder eine Serie an Stücken beinhalten würde. Aber ich hatte einfach keine Zeit, und dann war zeitweise meine Website auch nicht erreichbar, so dass ich mich erst mal darum kümmern musste. Deswegen ist meine Spielerei an ein paar kleinen Stellen noch etwas unfertig.

 

Ich habe für das Thema "Porträt" bei Bimbambuki alias Clara (vielen Dank! Ich hatte mal wieder sehr viel Spaß beim "spielen") meine Großeltern als Motiv gewählt. Das Foto, das als Grundlage diente, zeigt sie am Strand von Sylt, glaube ich. Es ist zumindest die Nordsee, soviel weiß ich. Mein Opa ist in Hamburg geboren und gestorben, meine Oma kam ursprünglich aus Lübeck und lebte seit ihrer Hochzeit ebenfalls bis zu ihrem Tod in Hamburg. Soweit ich weiß, haben sie keine größeren Reisen unternommen und waren auch nicht viel im Ausland. (Abgesehen von der Zeit meines Opas im Krieg in Russland, daran musste ich jetzt aus aktuellem Anlass denken und es macht mich sehr sehr traurig, das sich die Menschheit durch die Vergangenheit einfach nicht belehren lässt, zumindest ein Teil der Menschheit. Dass dann ausgerechnet die an die Macht kommen, ist unerträglich. Aber zurück zu schöneren Dingen, aus denen man Kraft schöpfen kann.)

 

Deswegen dachte ich, es wäre eine schöne Idee, sie vom Sylter Strand an alle möglichen anderen schönen Strände der Welt zu versetzen. Damit will ich übrigens nicht sagen, dass es an der Nordsee nicht schön sei, ich liebe die Nordseeinseln sehr, besonders die autofreien. Aber ich glaube, meine Oma hätte Spaß daran gehabt. 

Ich habe das Foto am Computer etwas bearbeitet, so dass der Kontrast höher ist, denn es ist leider im Original ein recht kleines Foto, was es beim Vergrößern unscharf werden ließ. Dann habe ich es auf dem Laserdrucker ausgedruckt und dann per Lavendeldruck-Methode auf Stoff übertragen, den ich dann je nach gewählter Location bestickt habe. Lavendeldruck klappt gut mit Leinenstoff, verwendet habe ich einen schon dünngescheuerten Bettbezug (dessen bessere Bereiche ich zu einem Kleid vernähen werde). Und weil sie Hüte mochte, wie ich auch, spediere ich ihr in dem einen Bild einen schönen Sonnenhut dazu.  Wir haben gerne zusammen im Kaufhaus Hüte anprobiert, eine Kappe von ihr habe ich immer noch, obwohl sie innen schon kaputt geht.

 

Wie immer bei mir, anscheinend, ist die letzte, schnellste, und einfachste Version die schönste, deswegen zeige ich sie auch zuerst :-) Vielleicht, weil ich dann weniger verkopft bin, dazu neige ich leider.

 

Ich nehme an es ist klar, wo das sein soll, mit Blumengirlanden um den Hals. Was auf dem Bild sogar andeutungsweise zu erkennen ist, ist der tolle Bikini meiner Oma. Der hatte noch kein Elasthan, weswegen er anscheinend an den Kanten mit Gummiband eingehalten wurde und dadurch Rüschen bekam. Die Hose war eine Art Pluderhose. Todschick! Auch mein Opa hat eine tolle James-Bond-Badehose mit Gürtel an, und hält (am Strand!!) seine Pfeife in der Hand. Auf einem anderen Bild sitzt er im Strandkorb und trägt eine kleine (Strick-)Mütze (?) auf dem Hinterkopf, mit Bommel oben. Dazu Hemd und Pullunder, und natürlich Pfeife.  Die Originalbilder will ich hier nicht einstellen, aber die tollen Fashion-Details darf ich Euch keinesfalls vorenthalten.

 

Übrigens ziehen die Figuren lustige Grimassen, wenn sich der Stoff etwas verschiebt :-) Er ist eben doch schon etwas fadenscheinig.

Und hier jetzt alle drei "Locations". Mehr Öl und weniger rubbeln ist besser, bei einem Exemplar ging mir in den letzten Zügen das Öl aus, so dass ich sehr stark reiben musste. Dadurch sind die Konturen etwas verschwommen (rechts). Bei der mittleren Version habe ich wiederum zu wenig Druck ausgeübt. Mehr Öl, weniger Rubbeln, aber mit viel Druck reiben, dann werden die Bilder erstaunlich scharf. Anschließend dann mit einem Tuch dazwischen bügeln, um den Druck zu fixieren.

 

Gestickt habe ich einfach frei Hand und drauf los, wobei das doch schon sehr schlabbrige Leinen es mir da nicht leicht gemacht hat. Es lösten sich auch öfters Fäden, so dass ich Knoten ins Stickgarn bekommen habe. Aber das macht nichts, mir gefällt der Look von altem Leinen sehr, außerdem mag ich die Kombi von Foto und fast schon comichafter, "gekritzelter" Stickerei jetzt sehr. Ich hätte es an ein paar Stellen sogar noch mehr bei Umrissen belassen sollen, das finde ich jetzt witziger.  Rechts fehlt noch ein wenig Vegetation, ich wollte eigentlich die Figuren komplett umranden.

Den ersten Versuch habe ich übrigens mit Batist gemacht. Merke: Batist und andere sehr glatte Stoffe eignen sich nicht für Lavendeldruck. Die gelöste Farbe "schwamm" einfach auf dem Stoff, ohne von ihm angenommen zu werden. Dadurch wurden es dann nur Farbflecken. 

 

Ich habe vielleicht doch noch was damit vor, indem ich das Papiermotiv mit einbeziehe und vielleicht festnähe. So etwas habe ich mal in einem Museum gesehen. Ich habe dabei die Rückseite mit sichtbaren Stichen erst für die Vorderseite gehalten, was mir besser gefallen hat.  Aber da bin ich noch am überlegen. 

 

 

 

Vielleicht so, von hinten? Der Batist ist recht durchsichtig, das könnte auch gut aussehen. Hier liegt das ganze auf einem schwarzen Stuhl, damit es sich besser fotografieren lässt, man sieht es in echt aber auch ohne schwarzen Hintergrund.

Was ich durch diese Spielerei mal wieder gelernt habe: Man kann Werke, Stile, und Kunstfertigkeiten anderer schön finden, aber sich dahin zu verbiegen bringt nicht nur nix, es ist auch nicht wirklich entspannend und macht keinen Spaß. Ich z.B. liebe japanische Techniken, besonders die teilweisen sehr klaren, akkuraten Arbeitsweisen. 

 

Ich selber aber bin eher spontan, zeichne selten vor, und arbeite nur bei funktionalen Elementen sehr akkurat. Ich würde z.B. eine Hose mit schief eingesetztem Reißverschluss nicht anziehen, daher arbeite ich bei sowas sehr sauber. Aber bei dekorativen Elementen wie Stickereien arbeite ich frei, spontan, etwas schief und krumm, und wenn ich ehrlich sein soll, dann passt das viel besser zu mir und meiner doch eher lebhaften Persönlichkeit. Auch, wenn ich super ordentliche, aufwändige Techniken auch toll finde: Nacharbeiten würde ich sie nicht, und wenn ich mich dazu zwingen würde, dann würde mir nach der Hälfte die Puste ausgehen. So geschehen mit einem tollen mehrfarbigen Intarsien-plus-Fair-Isle-Technik-Pulli von Sarah Hatton für Rowan, der eine Figur des Comic-Künstlers Kid Acne eingearbeitet hat. Der ist zur Hälfte fertig, ich werde ich auch fertig machen (habe neulich nochmal etwas daran gestrickt), weil es einfach zu schade wäre, aber puuuuuuuuh.....

 

 

Gut, dass es die Stoffspielereien zur Abwechslung gibt!

 

In diesem Sinne Euch ein schönes, kreatives Wochenende,

 

 

Eure Anne Sophie

 

PS: Wie immer kann ich auf Kommentare nicht direkt antworten, das lässt Jimdo nicht zu, sehr schade! Ich hoffe, das Feature kommt bald. Ich lese sie aber auf jeden Fall, und falls ihr Fragen habt, beantworte ich diese dann im Artikel nachträglich und hebe es farblich hervor.

Vielen Dank für die netten Kommentare, das freut mich sehr! Zu Utes Frage unten bezüglich Fettflecken: Ich lasse die Drucke immer in der Sonne trocknen, dann verdunstet das Öl. Anschließend dann mit einem Tuch dazwischen bügeln, dann wird das ganze fixiert, das habe ich vergessen zu schreiben.  Angeblich kann man das dann sogar waschen. Das habe ich aber noch nicht probiert, da ich bisher keine Kleidung bedruckt habe.

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Kommentare: 5
  • #1

    Ines Nähzimmerplaudereien (Sonntag, 26 Juni 2022 15:17)

    Mir gefällt es super. wie Du Deine Großeltern in andere Länder versetzt und ihnen die passenden Accessoires "verpasst" Einfach super.
    Lavendeldruck finde ich auch spannend, nach meinen ersten Versuchen vor Jahren habe ich nicht mehr weitergemacht - müsste ich mal wieder-
    Liebe Grüße
    Ines

  • #2

    Clara | bimbambuki (Sonntag, 26 Juni 2022 15:27)

    Reisen per Lavendeldruck und Stickerei! Denen Ansatz finde ich wirklich lustig und die Ergebnisse einfach wunderbar. Die Mischung aus Foto und Handgemachtem, aus Schwarz-Weiß und bunten Details ist sehr reizvoll. Schön, dass du diese Technik und deine Versuche beschreibst. Ich habe das noch nicht probiert, aber es interessiert mich jetzt sehr.

    Dankeschön für deinen Beitrag! Sonnige Grüße aus New York,
    Clara

  • #3

    123-Nadelei (Sonntag, 26 Juni 2022 20:57)

    Der Beginn zum Thema ist bei mir oft ähnlich wie Du es beschreibst. Vieles gehe ich in Varianten in Gedanken durch bis ich praktisch endlich beginne. Bei so einer Herangehensweise hilft am besten Erfahrung und das Nutzen der eigenen Stärken.
    Über Lavendelöl hatte ich auch nachgedacht, hatte aber keines parat und war auch unsicher, ob es fettige Flecken hinterlässt (anscheinend nicht).
    Ein hinterbügeltes Vlies hätte vielleicht das Sticken erleichtert.
    Auch mir gefallen Deine Misch-Technik-Experimente.
    LG Ute

  • #4

    Tyche (Dienstag, 28 Juni 2022 09:01)

    Deine Freude bei dieser Stoffspielerei ist deutlich zu spüren, die Drucke sind gut geworden, die Idee mit den verschiedenen Accessoires gefällt mir gut. Von Lavendeldruck habe ich bisher nochts gewusst, da werde ich mal recherchieren. Danke fürs Zeigen,
    Liebe Grüße
    Tyche




  • #5

    KAZE (Donnerstag, 07 Juli 2022 20:24)

    Ich komme spät, aber freue mich am Schauen. Lavendeldrck wollte ich auch schon immer mal probieren. der Reiz des Unscharfen in s/w und dem Gestickten gefällt mir gut. Gut zu wissen, dass zu feiner Stoff eher ungünstig ist.
    Viele Grüße, Karen

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