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Stoffspielereien: Der letzte Schliff

Bei diesem schönen Thema, zu dem uns Petersilie und Co eingeladen haben (merci!), ist mir natürlich zuerst irgendwas mit Bling Bling eingefallen. Ich mag ja Glitzerndes hin und wieder ganz gerne, wenn es nicht überhand nimmt. Aber eine witzige Brosche aus Perlen oder ein bestickter Kragen, das kann schon Spaß machen. Aber irgendwie fand ich das sogar für mich etwas abgedroschen. 

Als ich für ein anderes Projekt über Maison Margiela recherchiert habe, las ich in dem Artikel, wie er zu dem charakteristischen Label mit den vier Strichen gekommen ist. Diese symbolisieren ein an vier Ecken aufgenähtes Stofflabel, auf ein Minimum reduziert. Das brachte mich auf die Idee, dass "der letzte Schliff" eines Kleidungsstücks ja eigentlich der ist, wenn der/die SchneiderIn das Label einnäht. 

 

Eine ganz andere Idee war geboren. Denn ein "Problem" das jeder hier vielleicht kennt ist, dass selbst genähte Sachen kein Material-Label haben, und man damit nach einiger Zeit nicht mehr weiß, wie man das gute Stück denn nun waschen soll. Das führte bei uns schon mal dazu, dass sehr gerne getragene Shorts aus einem Viskose-Woll-Leinengemisch  oder ein paar Hosen aus Woll-BW-Jersey bei 40 Grad gewaschen wurden (nicht  von mir, versteht sich...), und damit nur noch als Stoffspender für Schulterpolster-Herstellung und Ähnliches taugten. :-( Für diese Shorts muss nächstes Jahr unbedingt ein Ersatz her, und dann auf jeden Fall mit Waschanleitung.

 

Für das hier gezeigte Label habe ich die Waschanleitung auf einem Rest groben Leinen, das man gut ausfransen kann. Ich habe zwei Fäden von schwarzem Stickgarn verwendet. Es sollte ein Label für meinen Lieblingsmantel werden, da ist die Gefahr des falsch Waschens zwar nicht gar so groß, aber man weiß ja nie, außerdem ist es wie gesagt ein Lieblingsteil, sicher ist sicher...

 

 

Ich grübele immer noch darüber, wie ich das künftig machen will, denn die hier gezeigte Spielerei ist wahrscheinlich zu aufwändig für eine Serienproduktion. Vielleicht die Symbole drucken (lassen) und nur die Materialangaben sticken? Wobei: Bei meinem Schnecken- gemächlichem Tempo macht das Label den Kohl auch nicht mehr fett, und soooo oft nähe ich keine neuen Mäntel etc, da ich aktuell all meine Energie in die Schnittentwicklung stecke. Mal sehen.

 

Mein grüner Lieblingsmantel ist übrigens einer meiner ersten Mäntel, die ich genäht habe (nicht DER erste, zu dem schreibe ich bei Zeiten auch nochmal was, hihi..). Ich denke, er ist so 7 Jahre alt, und das Material ist immer noch top. Ich habe schon mehrfach Modifikationen vorgenommen, weil sich mein Können/Mut seit den Anfängen vergrößert hat, und damit auch die Ansprüche stiegen... Zunächst hatte er nur Druckknöpfe, wie in der Anleitung von Burda gefordert, zumal ich seinerzeit noch einen Heidenrespekt vor meinem damaligen Angstgegner Knopflöcher hatte. Ich hatte das zwar schon bei dem Erstlingswerk ausgiebig geübt, allerdings ist der schwarz, wo man Patzer nicht so sehr sieht.  Und ich lieb(t)e den grünen Mantel heiß und innig, den wollte ich mir auf gar keinen Fall  versauen. Ich weiß noch, wie ich mich am Anfang immer überwinden musste, in den Stoff zu schneiden, denn falsch platzierte Knopflöcher kann man kaum reparieren. Druckknöpfe, selbst große, war aber Murks, denn diese hielten den schweren Wollstoff einfach nicht, der Mantel ging immer auf. Nachdem ich ihn zwei Jahre nur offen getragen hatte, habe ich mich endlich daran gesetzt, Knopflöcher einzunähen. Dann habe ich letzten Herbst nochmal ein paar Korrekturen an der vorderen Kante vorgenommen, und bei dieser Gelegenheit das Futter schöner eingenäht und einen Aufhänger eingefügt. 

Und jetzt eben das Label, ich habe es oben unterhalb des Aufhängers platziert, damit man die Stickerei auch sieht!

 

Das Einnähen war bei einem fertigen Kleidungsstück gar nicht so einfach, aber das Futter unten auftrennen wollte ich dann doch nicht. Aber normalerweise würde man das Label vor Einsetzen des Futters anbringen. 

 

Euch noch einen schönen Herbsttag,

Eure Anne Sophie

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