Hallo zusammen,
jaaaa, ich lebe noch, und dieser Blog ist auch noch nicht tot :-) Im Gegenteil, ich habe einige Artikel im Kopf, die ich noch schreiben möchte, und ich hoffe, dass ich vielleicht die Zeit zwischen den Jahren dazu nutzen kann.
Ich habe dieses Jahr im Job einige neue Aufgaben übernommen, die mich total in Beschlag genommen haben. Im positiven Sinne, denn ich bin richtig darin aufgegangen. Im Sommer war dann aber plötzlich von jetzt auf gleich die Luft komplett raus, nebenher noch etwas anderes zu tun. Ich habe zwar weiter an Projekten gearbeitet, aber für den Blog hat die Energie einfach nicht mehr gereicht. Es ist zwar sehr unhöflich, einfach kommentarlos von der Bildfläche zu verschwinden, aber irgendwie habe ich genau das gebraucht, wie ein Retreat :-)
Eines meiner Vorhaben von dem fast vergangenem Jahr war, mehr Methoden der Maßschneiderei verwenden und mehr mit der Hand zu arbeiten.
Da kann man sich natürlich fragen, warum, wenn man sowieso schon wenig Zeit hat. Die Fertigstellung dauert ja dann nochmal länger. Aber genau diese Denkweise, Dinge schnell (und wie am Fließband, also regelmäßig) fertig stellen zu müssen, hat mich zuletzt sehr gestresst. Natürlich möchte ich hier auch Ergebnisse zeigen, aber letztlich ist für mich das Nähen ein Ausgleich zu meinem technischen und auch abstrakten Beruf, kein weiterer Sprint. Das ist mir so richtig bewusst geworden, als ich mir neulich ein Video eines Maßschneiders angesehen habe, wie er eine Einlage unter das Vorderteil einer Herrenweste von Hand unterschlägt. Also keine Klebeeinlage, sondern eine Batisteinlage, die per Handstiche befestigt wird. Sooooo meditativ! Er hat das Video nicht mal geschnitten, einfach nur gefilmt, was er macht. Ich habe also recht lange jemandem dabei zugeschaut, wie er per Hand ziemlich viele Stiche näht, und wollte das plötzlich auch.
Damit komme ich zu meinem aktuellen Projekt, einem Plüschmantel. Ich schmachte ja schon seit einiger Zeit diese sündhaft teuren Teddy-Mäntel einer Luxusmarke mit zwei Ms an. Das Original ist aus Wolle und Kaschmir, auf einer Basis aus Seide. Ganz so luxuriös muss es für mich gar nicht sein, aber Webpelz aus Wolle ist auch als bescheidenere Variante nahezu nicht als Meterware zu kaufen. Zwar kann man jetzt Knockoffs dieser Mäntel kaufen, aber die sind meistens aus Plastik, und das kommt mir nicht ins Haus, ich hasse das Tragegefühl einfach.
Als ich dann neulich bei einem Deadstock-Anbieter rostfarbenen dicken Strickplüsch gesehen habe, der auch noch aus Wolle war, habe ich zugeschlagen (mein einziger Stoffkauf in diesem Jahr! Ich bin Stolz auf mich!).
Nun ist das zwar ein tolles Material, aber weil es eben Strick und nicht Webpelz ist, leider auch zu weich und flexibel. Ich hatte Sorge, dass das Ganze durchhängen würde. Außerdem war der Fall aufgrund der fehlenden Schwere nicht "satt" genug.
Deswegen habe ich die Teile an relevanten Stellen mit festem Baumwoll-Webstoff und kleinen Pikierstichen verstärkt. Also Rücken, Ausschnitte, Kragen, Teile der Vorderseite. Klebeeinlage hätte vermutlich sowieso nicht gehalten, außerdem hätte ich mir durch das Pressen den Flor kaputt gemacht.
Um das Ganze dann noch mit Resten von Bouretteseide unterschlagen, um es etwas winddichter und schwerer im Fall zu bekommen. Da es sich bei allen Einlagestoffen um Reste gehandelt hat, musste ich teilweise arg stückeln. Das macht aber nichts, denn durch die Plüschoberseite sieht man davon nichts. Bei glatten Stoffen wäre das vermutlich was anderes.
Ich muss jetzt doch noch Futterstoff kaufen, denn den Vorrat habe ich tatsächlich 2023 komplett (bis auf ein paar Reststücke) verbraucht. Ich dachte entweder Ton-in-Ton, aber mit Muster, oder aber Farblich abhebend, Burgunderrot vielleicht, oder Indigoblau? Was meint Ihr?
Ich freu mich jedenfalls auf meinen Mantel, ich glaube, das wird gut :-)
Viele Grüße und eine schöne, kreative Winterzeit!
Eure Anne Sophie
Kommentar schreiben
Twill & Heftstich (Sonntag, 10 Dezember 2023 12:36)
Schön, mal wieder von Dir zu lesen. Ich kann mit keinen besseren Grund vorstellen, um das Bloggen aufzugeben, als wenn einen das Leben 1.0 vollkommen ausfüllt und v.a. erfüllt.
Bei meinem letzten Mantel (die Anleitung kombinierte handwerkliche und industrielle Verarbeitungstechniken) habe ich zu meiner Überraschung auch das Handnähen für mich entdeckt. Insofern bin ich ganz bei Dir.
Spannendes Projekt! Die Vorschau für Deinen Mantel sieht vielversprechend aus. Ich freue mich auf mehr.
Liebe Grüße Manuela